Pseudomonas aeruginosa und Mukoviszidose

Ein ungebetener Gast

Wiederkehrende Lungeninfektionen begleiten Menschen mit Mukoviszidose (zystische Fibrose, CF) häufig ihr Leben lang. Sie werden von Viren, Pilzen und Bakterien hervorgerufen, die die CF-bedingte Anfälligkeit von Betroffenen ausnutzen, um sich in deren Lungen anzusiedeln.1 Besonders ein spezielles Bakterium ist für viele CF-Betroffene ein alter Bekannter: Pseudomonas aeruginosa tritt bei 60 – 80 % der Erwachsenen mit Mukoviszidose in Form einer chronischen Infektion auf.1 Hier erfahren Sie mehr über die Verbreitung des Bakteriums und seine besondere Rolle bei Menschen mit CF.

Pseudomonas aeruginosa & CF-Betroffene: eine einzigartige Verbindung

Pseudomonas aeruginosa ist in der Natur weit verbreitet, da es sich sowohl in der Erde als auch im Wasser wohlfühlt.1,2 Im menschlichen Lebensraum hingegen ist es vor allem in Feuchtbereichen oder Abwasser anzutreffen; von dort kann es sich auf den Menschen übertragen.3,4 Generell macht Pseudomonas aeruginosa auch vor Menschen ohne CF nicht Halt, doch bei ihnen befällt es nur selten die Lunge und führt überwiegend zu Wund- oder Harnwegsinfektionen.1 In den Lungen von Menschen mit Mukoviszidose hingegen bietet der angesammelte Schleim in den Atemwegen einen idealen Nährboden für Bakterien und macht Betroffene dadurch besonders anfällig für Lungeninfektionen.1,5

 

Bei Pseudomonas aeruginosa wird zwischen einer akuten (also unmittelbaren) Infektion und einer chronischen (also dauerhaften) Besiedlung der Lunge unterschieden.1 Im chronischen Stadium hat es sich das Bakterium in der Lunge bequem gemacht und ist nur noch schwer wieder loszuwerden. Es passt sich dabei sogar seiner Umgebung an: Während die Bakterien einer akuten Infektion noch sehr beweglich sind (nicht-mukoide Form), schränken sie in der chronischen Phase ihre Bewegung zunehmend ein und beginnen mit der Bildung einer eigenen Schutzschicht, einem sogenannten Biofilm. In diesem schließen sich viele Pseudomonas aeruginosa-Bakterien zu Kolonien zusammen und sind dadurch sowohl vor den körpereigenen Abwehrkräften als auch vor Antibiotika besser geschützt (mukoide Form).1,4 Die mukoide Form von Pseudomonas aeruginosa wurde bei Menschen ohne CF bisher noch nicht beobachtet – eine Einzigartigkeit, auf die CF-Betroffene sicherlich gerne verzichten würden.1

 

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Durch die mukoide Form des Pseudomonas aeruginosa sind die Bakterien besser vor körpereigenen Abwehrkräften und vor Antibiotika geschützt.

Bild adaptiert nach Reyne N., Front Physiol, 2023.1

Dem Bakterium einen Schritt voraus sein

Am besten wäre es natürlich, wenn sich Menschen mit Mukoviszidose gar nicht erst mit Pseudomonas aeruginosa anstecken würden. Um dies zu erreichen, gibt es verschiedene vorbeugende Maßnahmen. Von großer Bedeutung sind hierbei vor allem physiotherapeutische Atemübungen und Inhalationen, da sie das Infektionsrisiko senken können: Als elementarer Bestandteil der CF-Therapie führen sie dazu, dass der Schleim in der Lunge gelöst und abtransportiert und somit der Nährboden für Bakterien verringert wird.5 Der Schlüssel zum langfristigen Schutz ist hier vor allem eine regelmäßige und konsequente Durchführung der Therapiemaßnahmen.

Welche Behandlungsoptionen gibt es?

Kommt es dennoch zu einer Infektion, sollte diese möglichst schnell erkannt und aggressiv mit verschiedenen Antibiotika behandelt werden, damit sie idealerweise nicht das chronische Stadium erreicht.1,6 Denn das chronische Stadium einer Pseudomonas aeruginosa-Infektion kann eine schlechtere Prognose bedeuten. Diese geht mit einer geringen Lungenfunktion und einem niedrigerem Gewicht, sowie einem vermehrten Auftreten von pulmonalen Exazerbationen einher.1,4,6 Im Fall einer chronischen Infektion werden Betroffene langfristig mit inhalativen Antibiotika behandelt.6 Der von den Bakterien in der mukoiden Form gebildete Biofilm erschwert es diesen Medikamenten jedoch, die Bakterien zu erreichen, und behindert die sogenannte Eradikation des Bakteriums.5 Deshalb kann es sinnvoll sein, schleimlösende Therapien wie Physiotherapie und Inhalation weiterhin fortzuführen, um den Schleim in der Lunge zu verringern und die Wirksamkeit der Antibiotika indirekt zu erhöhen.5

 

Eine weitere Herausforderung bei der Behandlung von Infektionen mit Pseudomonas aeruginosa stellt die Entwicklung von Resistenzen gegenüber Antibiotika dar. Bei einer Resistenz haben sich die Bakterien derartig verändert, sodass ein Antibiotikum ihnen nicht mehr schaden kann.4 Deshalb sind vorbeugende Hygienemaßnahmen für Menschen mit CF besonders wichtig, um die Ausbreitung von Antibiotika-resistenten Keimen zu vermeiden. Zu diesem Zweck werden mit Pseudomonas aeruginosa besiedelte CF-Patientinnen und -Patienten im Krankenhaus streng von nicht-besiedelten CF-Betroffenen getrennt.7 Außerdem sollten Inhalatoren regelmäßig gereinigt werden und auf gar keinen Fall an andere Personen verliehen werden.7 Schließlich gilt wie bei allen Infektionskrankheiten: regelmäßig und gründlich Hände waschen, damit Pseudomonas aeruginosa am besten gar nicht erst die Chance hat, sich als ungebetener Gast einzurichten!7

    1. Reyne N et al. To bead or not to bead: A review of Pseudomonas aeruginosa lung infection models for cystic fibrosis. Front Physiol. 2023;14:1104856.

    2. Camus L et al. From genotype to phenotype: adaptations of Pseudomonas aeruginosa to the cystic fibrosis environment. Microb Genomics. 2021;7(3). doi:10.1099/mgen.0.000513.

    3. Laborda P et al. Pseudomonas aeruginosa: an antibiotic resilient pathogen with environmental origin. Curr Opin Microbiol. 2021;64:125–132.

    4. Blanchard AC and Waters VJ. Microbiology of Cystic Fibrosis Airway Disease. Semin Respir Crit Care Med. 2019;40(06):727–736.

    5. Manos J. Current and Emerging Therapies to Combat Cystic Fibrosis Lung Infections. Microorganisms. 2021;9(9):1874.

    6. Castellani C et al. ECFS best practice guidelines: the 2018 revision. J Cyst Fibros. 2018;17(2):153–178.

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